Das Aufgabenfeld einer psychologischen Beratung für Musiker/innen
Wer als Musiker in Deutschland in den siebziger Jahren unter einer berufsbedingten Krankheit litt, hatte Schwierigkeiten für diese Erkrankung angemessene Hilfe zu finden. Insbesondere dann, wenn sie von den behandelnden Fachärzten nicht zu diagnostizieren war.
Diese Situation begann sich langsam zu ändern, als das "Institut für experimentelle Musikpädagogik" gegründet wurde. Dieses bereits 1974 ins Leben gerufene Institut beschäftigte sich mehr und mehr mit musikphysiologischen Fragen und wurde deshalb zehn Jahre später vom damaligen Leiter Professor Dr. med. Christoph Wagner in das "Institut für Musikphysiologie" umbenannt. Seit 1994 ist Prof. Dr. med Eckart Altenmüller Leiter des Instituts, "das heute - um den neuen ärztlichen Aspekt zu unterstreichen - den Namen 'Institut für Musikphysiologie und Musiker-Medizin' trägt" (Zitat Website des IMMM).
Eine weitere wichtige Etappe auf dem Weg zur Erforschung berufsbedingter Musikererkrankungen war im Jahr 1994 die Gründung der "Deutsche Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikmedizin" (DGfMM) mit Sitz in Mainz. Es folgte das Karl Singer-Institut in Berlin im Jahr 2002. In jüngster Zeit, im Jahr 2005, wurde noch das Freiburger Institut für Musikermedizin ins Leben gerufen. Auf Schweizer Seite existiert seit einigen Jahren die Schweizerische Gesellschaft für Musikmedizin.
Diese wichtigen Vereins- und Institutsgründungen verbindet der Gedanke, dass die Musikerexistenzweise zu spezifischen Erkrankungen führen kann, die man nur dann angemessen behandeln kann, wenn man sie aus ihrem Entstehungskontext heraus versteht. Es nimmt daher nicht Wunder, dass die aktiven Musikmediziner/innen in der Regel selbst als ausübende Musiker/innen tätig sind.
Das Projekt einer „Psychologischen Beratung für Musiker/innen“ teilt und unterstützt den Gedanken der Spezifität der Musikerexistenzweise. Die These ist auch hier, dass die seelischen Problemlagen, die beim Musikerberuf auftreten, angemessener zu verstehen sind, wenn man sie in engem Zusammenhang mit den Besonderheiten dieser Existenzweise selbst deutet. Ein solches Beratungsprojekt gründet sich wiederum auf einer breit angelegten „Phänomenologie der Musikerexistenzweise“, die jenseits aller möglichen Symptombildungen und Pathologien die Musikerexistenzweise als solche untersucht.
Eine psychologische Beratung für Musiker/innen unterstützt demzufolge den Prozess einer themenzentrierten Selbstreflexion, mit dem Ziel, Probleme zu entschärfen und sich anbahnende Konflikte schneller zu erkennen. Es geht um eine größtmögliche Rehabilitierung der eigenen Autonomie